Freitag, 18. Juli 2014

Max Brand

  Tales of the Wild West
Max Brand und seine Kurzgeschichten


Max Brand gehörte zu den Klassikern des amerikanischen Western. Es freut mich daher besonders hier einen ausführlichen, emotionalen Beitrag von Elisabeth Wänke bringen zu können, in dem Brands Kurzgeschichten im Mittelpunkt stehen. Der Beitrag wurde ursprünglich als Rezension zu Tales of the Wild West geschrieben, geht aber m.E. über den normalen Umfang einer Buchbesprechung hinaus und bietet gleichfalls eine Einführung in Werk und Leben von Max Brand. Er wird daher hier im Bereich der Artikel eingestellt! - Vielen Dank an Elisabeth Wänke, die mir freundlicherweise erlaubt hat, den Artikel auf "WILDWESTER - Home of the Western" zu veröffentlichen. (Old Reddy)

Tales of the Wild West

Elisabeth Wänke

Frederick Schiller Faust (1892-1944), bekannt unter dem Pseudonym Max Brand, war ein äußerst vielseitiger und produktiver Schriftsteller. Von ihm sind bis jetzt allein an die 200 Westernromane in Buchform erschienen, die vorher in den 20er und 30er-Jahren in den pulp magazines [1 - Texte zu den Fussnoten am Ende des Beitrages] meist als sechsteilige Fortsetzungsromane oder als inhaltlich zusammenhängende, aber in sich abgeschlossene novelettes (10000 -35000 Wörter) veröffentlicht wurden. Daneben existieren aber noch unzählige kürzere und längere Geschichten, die nach ihrer Veröffentlichung in den pulp oder slick paper magazines nie in Buchform erschienen.
Nur einige wenige wurden in Anthologien aufgenommen, davon die bekannteste Wine on the Desert (1936). Lange Zeit gab es keine einzige Anthologie von Fausts Western Stories. Erst William F. Nolan änderte diesen Mißstand, indem er 1981 den ersten Band von Max Brand´s Best Western Stories herausgab, denen 1985 und 1987 noch je ein Band folgte. (Nolan besitzt eine komplette Sammlung von Faust Erstausgaben. Mit über 50 Artikeln in Zeitungen und Magazinen über Faust ist er wahrscheinlich der beste Faust-Kenner überhaupt und außerdem selbst ein erfolgreicher Schriftsteller. Sein wohl bekanntester Roman Logan´s Run wurde auch verfilmt; deutscher Titel: Flucht ins 23. Jahrhundert.) Für diese drei Bände hat Nolan aus der Unmenge von Material außergewöhnliche Western Stories herausgesucht, die die große Bandbreite von Fausts Western belegen. Leider sind inzwischen diese drei Bände vergriffen.

Doch mit der Auswahl der Geschichten für Tales of the Wild West [2] ist Nolan ein würdiger Nachfolgeband gelungen. Die sieben Geschichten sind von ihrer Thematik sehr verschieden und dokumentieren Fausts Erzähltalent in all seinen Facetten. Hier finden wir nicht nur dynamische Handlung und eine Vorliebe für den Zweikampf, sondern auch eine außergewöhnlich poetische Bildsprache und Fausts Sinn für Humor.



Faust wuchs in Mittelkalifornien auf, zog nach dem Studium nach New York, lebte über zehn Jahre in Italien, bevor er nach Kalifornien zurückkehrte. Die Tatsache, daß er viele Western in seiner Villa in Florenz schrieb, weitab vom geographischen Westen, trug ihm den Vorwurf ein, daß er den wirklichen Westen überhaupt nicht kenne. Dies widerlegt Nolan an mehreren Beispielen im Vorwort zu dieser Anthologie. "Faust knew the West in all aspects, and, if he chose to write of it mainly on a mythic scale, this was his deliberate choice, a choice that set him apart from the bulk of Western fictioneers and lent individual distinction to his work." (xi) Außerdem führt Nolan in jede Geschichte ein mit Angaben über Veröffentlichung, Inhalt und Bedeutung, wovon ich aber im Folgenden so wenig wie möglich übernehmen möchte.

The Laughter of Slim Malone (1919) fällt in den Anfang von Fausts professioneller Schriftstellerlaufbahn, die 1917 begann. Diese Geschichte weicht von der üblichen Schwarz-Weiß-Malerei der pulp western ab, wo auf der einen Seite der letztlich immer siegreiche Held für Ordnung und Gerechtigkeit kämpft gegenüber den Schurken auf der anderen Seite, die ihre Untaten mit dem Leben bezahlen müssen. (Auch Dan Barry aus The Untamed (1918), Fausts erster großer Erfolg, ist ein schillernder Charakter und eher untypisch für das Genre.) Dies legt den Schluß nahe, daß seine später oft makellosen Superhelden und edelmütigen Räuber nach Art des Robin Hood nicht unbedingt einem Bedürfnis nach derartigen Charakteren entsprachen, sondern daß er sich vielleicht den Wünschen seiner Leser und Herausgeber anpaßte, allen voran Frank Blackwell vom Western Story Magazine, dessen Hauptautor Faust für mehr als zehn Jahre war. Oft fanden sich in einem Heft mehrere Beiträge von Faust, allerdings unter verschiedenen Pseudonymen, darunter George Owen Baxter, Evan Evans, David Manning und Max Brand, natürlich ohne daß die Leser ahnten, daß sich hinter allen derselbe Autor verbarg. In The Laughter of Slim Malone verzichtet Faust jedenfalls auf Schwarz-Weiß-Malerei und stellt ohne moralische Wertung die Tatsachen fest.

Mit großer Regelmäßigkeit überfällt Slim Malone die Goldtransporte aus Appleton, verschont dabei aber Menschenleben und macht sich bei seinem letzten Überfall sogar die Mühe, zwei Verletzte zu verbinden. Nachdem verschiedene Aufgebote aus Appleton vergeblich versucht haben, Malone dingfest zu machen, stellt der neue Bürgermeister den gefürchteten Revolvermann Lefty Cornwall als Sheriff ein. (Diese Praxis, Männer mit zweifelhaftem Ruf als Ordnungshüter einzustellen, war im historischen Westen durchaus nicht unüblich.) Gleich bei der Ankunft des neuen Sheriffs läßt ihm Malone Folgendes ausrichten:

"Tell the new sheriff [...] that I´ve heard of him, and that I´ll organize a little party for him as soon as possible, so that we can get better acquainted. Tell him that the one thing he lacks to make him a good fighting man is a sense of humor."(10)

Daß es Faust nicht an Humor fehlt, zeigt sich nicht nur in der Figur des Slim Malone, sondern auch in der feinen Ironie im Ton dieser Erzählung. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob Faust sich als Erzähler ein wenig selbst anpreist, so als ob er sagen will: "Ich weiß, das Ganze ist ein alter Hut, aber wartet ab, was ich daraus hervorzaubere." [3]

Fausts Spaß an der Figur des Slim Malone drückt sich auch dadurch aus, daß er ihn singen und Banjo spielen läßt. (Dabei habe ich unwillkürlich eine Szene aus dem Film Man without a Star vor Augen, in der Kirk Douglas dasselbe tut.) Slim Malone ist vermutlich der erste einer ganzen Reihe von singenden und Gitarre spielenden Faust-Protagonisten, von denen der bekannteste Speedy (1931) sein dürfte. Diese haben mit den singing cowboys aus den Filmen der 30er und 40er-Jahre kaum etwas gemeinsam, außer daß Malone wie Gene Autry ein weißes Pferd reitet. Oft haben diese Musikszenen, wie in The Laughter of Slim Malone, dramatische Funktion, d. h. sie sind ein wesentliches Element der Handlung, das sie vorantreibt, indem z.B. der Gefangene Happy Jack im gleichnamigen Roman (1930) durch seine improvisierten Lieder den Sheriff bloßstellt und seine Zuhörer dazu bringt, ihn aus dem Gefängnis zu befreien.

Die Tatsache, daß Faust zuweilen Gedichte in Form von Liedern in seine Geschichten schmuggelt (worauf er in The Laughter of Slim Malone allerdings noch verzichtet) drückt seine Liebe zur Poesie aus. Sehr schöne Beispiele dafür finden sich in seinem späten Western The Song of the Whip (1936). Doch während Fausts Erfolg als Schriftsteller stetig zunahm, blieb den meisten seiner Gedichte, an denen sein ganzes Herz hing und die er nach antiken Vorbildern gestaltete, der Erfolg versagt. (Den 89 Seiten langen Versepos Dionysus in Hades lies er schließlich auf eigene Kosten drucken.)

The Laughter of Slim Malone ist ein früher Beweis für Fausts außerordentliches Erzähltalent. Eine seiner Stärken ist gewöhnlich sein Gespür für mitreißende Anfänge. Auf den ersten Seiten ködert Faust geschickt das Interesse des Lesers und läßt ihn, sobald er den Köder geschluckt hat, nicht mehr von seiner Angel. In dieser frühen Geschichte allerdings kommt diese Stärke noch nicht zum Ausdruck. The Laughter of Slim Malone gewinnt erst in der zweiten Hälfte an Intensität, als der Leser in Lefty Cornwalls Gefühls- und Gedankenwelt eintaucht, und die Geschichte auf ihren Höhepunkt, die Konfrontation der beiden Gegner zusteuert. Dies führt aber nicht zu dem vielleicht erwarteten Ausbruch von Gewalt. Das Kräftemessen der beiden Protagonisten spielt sich vielmehr auf einer psychologischen Ebene ab, ist aber dadurch keineswegs weniger spannend und amüsant und endet mit einer überraschenden Wendung, einer Szene, die Faust, etwas abgewandelt, später noch öfter verwendet z. B. in Tragedy Trail (1928) und Rippon Rides Double (1930). [4]

Insgesamt gesehen ist The Laughter of Slim Malone eine erfrischende, unterhaltsame Geschichte - nicht moralisierend, sondern wertfrei in der Darstellung der Charaktere - die auch fast 80 Jahre nach ihrer Entstehung, nichts von ihrem Reiz verloren hat.

Ist die erste Geschichte eher ein Phantasiegebilde, so hat die zweite einen realen Hintergrund. In The Champion (1937) hat Faust seine Erfahrungen als Erntehelfer an der Heupresse verarbeitet. Seit dem 13. Lebensjahr Vollwaise, verdiente sich Faust seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeit und als Farm- und Ranchhelfer im San Joaquin Valley in Kalifornien. Die Mannschaft an der Heupresse leistete Schwerarbeit, oft 16 Stunden am Tag, unter brütender Hitze, und wurde nach Leistung bezahlt, mit einem maximalen Stundenlohn von 18 cents pro Mann. Dieses harte und oft brutale Leben, dem Faust einerseits zu entfliehen versuchte, erfüllte ihn andererseits mit einem gewissen Stolz, den Strapazen gewachsen zu sein, ein Stolz, der nicht nur in dieser Geschichte zum Ausdruck kommt und vergleichbar ist mit dem Stolz des Cowboys in seinen Berufsstand.

Vor diesem Hintergrund erzählt Faust die Geschichte der Freund-Feindschaft des Protagonisten Jumbo zu Frenchie, der ihm die Geliebte ausgespannt hat, und die Jumbo dadurch zurückgewinnen will, daß er den von Frenchie aufgestellten Arbeitsrekord an der Heupresse zu brechen versucht. Jumbo, ein wahrer Herkules und unermüdlich, wirkt zum Schluß wie ein angeschlagener Boxer, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann, der aber trotzdem nicht aufgibt. Diese mitreißende Geschichte, die ebenfalls mit einer überraschenden Wendung endet, spiegelt nicht nur die harten Bedingungen der damaligen Arbeitswelt, sondern auch den Mannschaftsgeist, der alle zusammenschweißt und der diese Leistungen möglich macht, ein Mannschaftsgeist, der nicht nur unter den Cowboys beim großen Herdentrieb zu finden ist. [5]

Master and Man (1924) fällt in die Zeit, in der Faust fast ausschließlich für Blackwells Western Story Magazine schrieb, doch für einen pulp western ist diese Geschichte in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: "In the pulp world of the 1920s there were no black heroes," (46) schreibt Nolan in seiner Einführung.

In dieser novelette geht es um die aufopfernde Treue eines Schwarzen zu seinem gleichaltrigen jungen Herrn, der diese Treue eigentlich gar nicht verdient. Nicht nur der ähnliche Titel, auch die Thematik (Selbsterkenntnis, Reue und Umkehr) erinnern mich an Tolstois Novelle Herr und Knecht (1895). Im Gegensatz dazu endet Faust´s Geschichte nicht tragisch; sie besitzt aber die gleiche Dramatik. Schon der Beginn der Geschichte charakterisiert das Verhältnis des jungen Tom Farnsworth zu seinem schwarzen Diener Bobbie. Der alte Tom Farnsworth schickt Bobbie in die Kneipe, um seinen Sohn, der sein Geld vertrinkt und verspielt, nach Hause zu holen. Tom schlägt Bobbie daraufhin in aller Öffentlichkeit mit der Reitpeitsche. Doch Bobbie ist ihm weiterhin treu ergeben. Den Grund dafür erklärt Faust ausführlich, aber meiner Meinung nach nicht ganz überzeugend.

Sehr überzeugend gelingt ihm dagegen der Höhepunkt der Geschichte, der Wendepunkt, wo Tom in schonungsloser Selbsterkenntnis sein bisheriges, durch egoistisches Streben vergeudetes Leben nochmal vor sich ablaufen sieht.

And then shame, grief, the deepest remorse for what he had done, and what he had been, swept over him. He looked upon the thing that he had been yesterday with a sort of horror, as though these had been the doings of strangers, and unworthy strangers at that. (113)

Diese Gefühle schildert Faust mit einer Intensität, als ob er sie selbst erlebt hätte. In einer Rückblende beschreibt Faust die Jahre seines jungen Protagonisten an der Schule und Universität, und sie haben teilweise auffallende Ähnlichkeit mit Fausts eigenem Leben.

Young Tom grew into a slender fellow, with some wit, more sarcasm, and fists as free and ready as his tongue. (52)
He read everything, digesting it as fast as it was devoured by his eyes, and filing it away in a memory that could forget nothing[...] . Like most prodigies, young Tom soon promised to come to a no good end. He did not have to attend lectures in order to earn good marks[...] . His amusements were those of all prodigals, cards and drink, with other well known things in between. (53)

Obwohl Faust einer der besten Studenten Berkeleys war, wurde ihm sein Diplom verweigert. Grund dafür war sein unangepaßtes, rebellisches Verhalten, vor allem aber seine öffentliche Kritik am Präsidenten der Universität im Campus Magazin Pelican, dessen Herausgeber Faust war. Fausts Gefühle, als er sich bewußt wurde, welche Chance er so leichtfertig vertan hatte, müssen ähnlich gewesen sein, wie die des Protagonisten Tom.

Der eigentliche Held dieser Geschichte ist aber der Schwarze Bobbie, der trotz der schlechten Behandlung durch Tom immer zu ihm steht, ihm hilft, wo er nur kann, und so letztendlich zum Wandel von Tom beiträgt, so daß dieser schließlich einsieht: "But now every man was a man, no matter what his breeding or his manners." (115) [6]

Am Ende seiner Einführung stellt Nolan treffend fest: "Here, in this truly offbeat tale, Faust is far ahead of his time, revolutionary for the period[...] . an unconventional high-water mark in the fictional career of Max Brand." (46)

Lake Tyndal (1937) entstand zu einer Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung, als Faust kaum noch Western schrieb. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise begann der pulp market mehr und mehr abzubröckeln, aber Faust gelang es mit großem Erfolg auch den slick market zu erobern. Das Schreiben für die Magazine auf Hochglanzpapier befriedigte ihn aber nicht, denn es erforderte mehr Wirklichkeitsnähe und er konnte nicht mehr mythische Geschichten mit übermenschlichen Charakteren aufs Papier "träumen". "Now and then in short stories I´ve barely rubbed elbows with painful truth, but I´ve never liked that truth; it´s always seemed horrible to me." (Robert Easton, Max Brand - The Big "Westerner" S. 222) So erschien ihm das Angebot aus Hollywood, künftig für den Film zuschreiben, ein möglicher Ausweg.

1937 war aber nicht nur eine Zeit des Umbruchs in beruflicher, sondern auch in politischer Hinsicht. In Europa begannen sich dunkle Wolken zusammenzubrauen und Faust ahnte, daß ein Krieg bevorstand. So verließ er ein Jahr später schweren Herzens sein geliebtes Italien. "Leaving the villa, in the late summer of 1938, after eleven years there, was one of the hardest blows of Pop´s life," schreibt seine Tochter Jane in Memories of My Father (15) [7]

Auf diesem Hintergrund wird der dunkle Charakter von Lake Tyndal vielleicht eher verständlich, einer merkwürdigen und für Faust untypischen Geschichte. Sie ist auch kein typischer Western, da ihr jeder positive Aspekt fehlt. Eher könnte ich sie mir als Schluß eines "schwarzen" Krimis vorstellen.

In der ganzen Geschichte kommt nur eine einzige Person vor, der eben aus dem Gefängnis entlassene Raubmörder Pete Harrison. Er ist auf dem Weg zu einem Tal in der Wüste, wo er seine Beute vergraben hat, und das nach dem Bau eines Staudamms überschwemmt zu werden droht. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Die Geschichte setzt ein, wo Harrisons Maultier kurz vor Erreichen des Ziels tot zusammenbricht. Auf dem weiteren Weg erfährt man in kunstvoll eingefügten Rückblenden und Gedanken Harrisons ganze Vorgeschichte, die Umstände seiner Gefangennahme, seinen Gefängnisaufenthalt und seine Untat, die er keineswegs bereut.

He had intended his bullet to be a mere settler for Monte. He had not dreamed that the fool would bleed to death. After all, it was only gambler´s blood, just as the ten thousand he took from Monte had been only gambler´s money. (125)

Mit ähnlicher Gefühlskälte betrachtet er auch alle anderen Lebewesen, sein zu Tode gerittenes Maultier oder einen Hasen, in dem er nur ein willkommenes Abendessen sieht. Sein einziger Lebenssinn ist das Geld, das er trotz des steigenden Wassers noch rechtzeitig ausgraben kann. Harrisons Freude darüber beschreibt Faust in seiner poetischen, bilderreichen Sprache.

[...] laughter began to bubble up from a bottomless well in his heart. It reached his throat. It owerflowed. Tears blinded him and then washed his eyes clean. He looked up. The sun had dipped from view long ago, but only now it was sinking below the true horizon, and the conflagration in the sky seemed to Pete Harrison a bonfire built in honor of this glorious moment. (131)

Doch in seiner Gier hat Pete Harrison das stetig steigende Wasser übersehen, von dem er praktisch eingeschlossen ist. Bei dem Versuch sich zu retten versinkt er bis zur Brust in einem Sumpf aus Treibsand.

The racing of his heart kept him from thinking, just as a graet knocking at a door stops the speaking voices inside the house. It was better to die quickly than to endure the frightful sickness of fear. Then hope found him in the great dark wilderness of his despair. (133)
When he looked up, the darkness was filling the valley to the brim, like water rising far above his head. (134)

Mit diesen Worten endet Fausts Geschichte, die zwar geschickt aufgebaut und ein gutes Beispiel für seinen poetischen Stil ist, die aber den Leser jeder Identifikationsmöglichkeit beraubt und ihn eher verstört und ratlos zurückläßt.

Vielleicht spiegelt Lake Tyndal Fausts innere Zerrissenheit, die sich nicht nur in seinem Berufsleben, sondern auch in seinem Privatleben ausdrückt. Bei einem geschäftlichen Aufenthalt in New York verliebte er sich 1936 in eine junge Frau aus vornehmer Gesellschaft. Faust versprach zwar seiner Frau Dorothy, die ihm in ihrer bisher 20jährigen Ehe immer treu zur Seite stand, die Beziehung zu beenden, sie dauerte aber noch mehrere Jahre an, ein Zustand, unter dem alle Beteiligten sehr litten. Später schrieb seine Tochter darüber in ihren privat veröffentlichten Memoiren (Jane Faust Easton, Memories of the ´20s and ´30s):

Life [...] became a kind of hell and I was torn between both my suffering parents, loving them both; [...] (136) When Pop was drinking he would often [...] talk [...] about Nin [his wife] and Mary [his mistress] and his terrible mixed-up tragic life. The great success of his Kildare films was little more to him than a source of income. At heart he was often in a state of despair over what he considered his failure as a poet and the mess he was making of his personal and family life, [...] (138)

In anderen Genres schrieb er noch weitere "schwer verdauliche" Geschichten, im Westerngenre aber äußerst selten. Zu diesen Ausnahmen zählen Eagles Over Crooked Creek (1938), seine letzte Geschichte in Western Story Magazine (wiederveröffentlicht in The Max Brand Companion) und das häufig anthologierte Wine on the Desert (1936), einer von fünf Western in The Collected Stories of Max Brand. Auch The Seventh Man (1921), der dritte Teil der Dan Barry Trilogie, endet tragisch mit dem Tod des Titelhelden, ebenso wie The Dream of Macdonald (1923) aus Max Brand, The Black Rider and Other Stories.

The Two-Handed Man (Western Story Magazine 1932) gibt nun Gelegenheit, Faust als den Mann kennenzulernen, als der er bekannt wurde: als king of the pulps. Diese novelette ist ein typisches Beispiel, Faust in Hochform!

Der junge Jimmy Bristol wird vom Gesetz gesucht. 5000 Dollar sind auf seine Ergreifung ausgesetzt. Drei Monate lang meidet er deshalb jede Ansiedlung. Doch als er vom Regen durchweicht auf die Lichter einer Stadt hinuntersieht, wird plötzlich sein Hunger auf Pfannkuchen so groß, daß er ihm nicht widerstehen kann.

Ein mit Aktion vollgepacktes Abenteuer beginnt, bei dem der Leser kaum Zeit findet, Atem zu holen oder nachzudenken, ebensowenig wie der Held Jimmy Bristol, der immer wieder von neuem seine Kämpferqualitäten beweisen muß. Um diese herauszustellen, bedient sich Faust des Erzschurken Dirk Van Wey, der einem Barry Christian (der Schurke aus Fausts 13teiliger Silvertip-Westernromanserie) in nichts nachsteht. Dieser Dirk Van Wey wird von vier hartgesottenen Kerlen umgeben, von denen jeder Einzelne dem Protagonisten im Kampf ebenbürtig sein dürfte. Darauf deuten die Worte eines Schäfers hin, der Bristol fragt, als sie sich unterwegs begegnen:

"Yeah. What are you, brother?"
"I´m an ace full on a pair of kings," said Jimmy Bristol, smiling gently.
The little man did not smile. "That´s a pretty big hand," he said, "but you can lose money on it in some games."
"It takes four of a kind to beat it," answered Bristol.
"They can be found, brother[...]they can be found," said the shepherd.(158)

(Bristol vergleicht sich mit einem full house, einem guten Blatt beim Pokern, das allerdings von four of a kind noch übertroffen wird.) Damit spielt Faust gleichzeitig auf die Vorgeschichte an, wo eine Pokerrunde Bristol zum Verhängnis wird. Ein Spieler zieht die vierte Zehn aus dem Ärmel, die er für four of a kind braucht. Bristol entdeckt den Betrug, der Spieler zieht seinen Colt, aber Bristol ist schneller und erschießt ihn. Seitdem ist er auf der Flucht.

Doch Bristol ist, wie viele von Fausts Westernhelden, ein "guter" badman, der, zu Unrecht ausgestoßen, nach vollbrachten Heldentaten am Ende wieder im Schoß der Gesellschaft aufgenommen wird. Die Schurken dagegen sind eine Ausgeburt der Hölle und würden sich am liebsten gegenseitig zerfleischen. Van Wey als Oberteufel ist vom Kampf wie besessen und nur auf Blutvergießen aus, und sei es am Ende auch das eigene Blut.

The giant propped himself up on both arms. He was quite calm. He seemed almost content and happy as he boomed out: "Well, kid, you snagged me. I guess you busted the bone of the leg. Poison in both hands, eh? Oh, you´re the real two-handed man." To the bewilderment of Bristol, Dirk Van Wey began to laugh. It was as though the beast of him had been so contented by the battle that he cared not for his own defeat, his pain, or the death at the hands of the law that might now loom before him. (214) Van Wey sagt am Ende zu Bristol: "It was a good fight, was what it was." (215-216) Das trifft auch für die ganze novelette zu. Ich kenne kaum einen Western, wo Faust seine Vorliebe für den Zweikampf derart auslebt wie hier, mit allen nur denkbaren Waffen: dem Winchester-Gewehr, dem Colt-Revolver, dem Bowie-Messer, sogar mit einer Axt und natürlich mit den Fäusten.

Während seiner Schulzeit machte Faust seinem Namen alle Ehre. Im Alter von 16 Jahren begann er mit der Hochschule in Modesto.

During his first days at Modesto High he accepted an invitation to box with a muscular bully who had the habit of trying to beat up any opponent. As his gloves were being laced on, Faust seemed like a lamb being prepared for the slaughter. However it soon became apparent that the lamb was able to butcher the butcher. While fighting his way up the pecking order at the eighteen different schools he had attended, Faust had developed not only a liking for personal combat but an effective technique. (Easton, Max Brand - The Big "Westerner", S. 10-11)

Obwohl in dieser novelette fast ständig gekämpft wird, kommt dabei im Verlauf der Handlung kein einziger zu Tode. Faust verzichtet auch auf die Beschreibung von grausigen Einzelheiten. Verletzungen werden nur erwähnt, aber nicht blutrünstig ausgeschmückt.

Alles in allem ein rasanter, unterhaltsamer Western, ganz in der Tradition der pulps, mit den üblichen Zutaten, bei denen auch eine zarte Liebesgeschichte nicht fehlen darf.

In Viva! Viva! (1937) kommt nicht nur wieder Faust's Kämpfernatur zum Vorschein, sondern vor allem sein Sinn für Humor. Diesen findet man in fast allen seinen Romanen und Geschichten. Oft ist es nur eine kurze humorvolle Bemerkung in einem Dialog oder bei der Charakterisierung einer Person, manchmal ist es eine Episode, aber nur selten eine ganze Geschichte, bei der dieser humorvolle Unterton vorherrscht, so wie in Viva! Viva!, dessen Protagonist James Easter vor Kraft und Lebensfreude nur so strotzt. Obwohl diese Geschichte eigentlich von einer Revolution in Südamerika handelt, kommt sie in ihrem Charakter einem Western durchaus nahe.

General Agosto Hurtado, dessen Schiff von einem Wirbelsturm zerstört wurde, sitzt mit seiner Revolutionsarmee in einem Küstendorf fest und berät gerade mit seinen sechs Generälen, wie sie von dort wegkommen könnten.

"Where the devil can we go from here?"
"Could we get to Rio Negro, up the coast?" asked Jesús Maria Valdez.
"Rio Negro? That´s where I´m going. Sure we´ll go to Rio Negro, all of us," said a voice from the doorway. A big young man was standing there, dressed in a banana leaf and nothing else. He added, as he entered the room: "To Rio Negro, amigos! And let´s start now. I´m overdue there. Has anybody got a spare cigarette?"
General José Díaz gave him one.
"Who are you?" asked Hurtado.
"I´m an extra part for your army," said the big, bare man. "You can always use another general, can´t you? My name is James Princeton Easter." (218-219)

So betritt der Protagonist die Bühne der Handlung, um wenig später alle durch seine Entschlossenheit mitzureißen, so daß auch Hurtado schließlich meint:

"Where can we go, except through the jungle to Rio Negro?"
" Viva! Viva Hurtado!" yelled big James Easter.
"We´ll starve in the jungle like wet cats!" declared General Moreno.
"To Rio Negro!" shouted Easter.
And to Rio Negro they went. (220)

Warum Easter unbedingt dorthin muß, bleibt sowohl dem General als auch dem Leser lange Zeit verborgen. Während des achttägigen Marsches durch den Dschungel schrumpft die Revolutionsarmee auf nur noch 300 Mann. Einige kehren bereits nach dem zweiten Tag um. Doch Easter scheinen die Strapazen nichts auszumachen. Unermüdlich schreitet er voran und bahnt mit der Machete einen Weg. Nach sieben Tagen wird er bereits zum General befördert und scheint schließlich, außer Hurtado selbst, der einzige zu sein, der von der Revolution überzeugt ist, obwohl er eigentlich nur zufällig in sie geriet.

"Viva! Viva Hurtado! Viva!" roared James Easter, and his voice seemed louder than the shout of the whole army. (224)

Schließlich findet die erschöpfte und ausgehungerte Revolutionsarmee Rio Negro verlassen vor und sieht sich von einer Übermacht auf den Anhöhen ringsum umgeben. Es herrscht Ratlosigkeit.

Then the three generals stood and looked at one another, and the army looked at its generals. (224)

Die Beratung der drei Generäle wird plötzlich unterbrochen.

[...] a sound thinner and more piercing than any flute and far sweeter to the ear of that army than any music, broke out on the verge of the empty village, It was the squealing of a pig, and three hundred mouths watered.
The human screaming of the swine came nearer, and now the generals could see a little, lean porker, weaving among the legs of the rabble of the army. The pig ran with his trumpet never silent, but the army of the revolution was silent. Men with faces stretched by grins of quiet earnestness were taking great strokes at the beast with their machetes. The broad blades flashed even in the dingy mist of rain. Dozens of soldiers had rifles at the ready or revolvers poised that they dared not fire because the pig was dodging through such a tangled mass of revolutionists. He was a pig with a calculating mind, and it seemed to him that the best way through a throng was to run between the legs of soldiers, rather than to try to dodge wide around them. Behind him the soldiers crashed against one another, staggered, fell headlong.(225)
"Do you see, General Easter?" he [Hurtado] asked. "One pig is enough to beat our army." He laughed as he watched.
James Princeton Easter was laughing also, and he had began [sic] to shout through his mirth -- "Hurtado! Viva! Viva Hurtado!" until the entire throng of ragamuffins was yelling and laughing also [...] (226)

Schließlich flieht das Schwein in die einzig mögliche Richtung, bergauf, der Übermacht entgegen.

The army followed on, without thought. Laughter, more than rum, had warmed their hearts. The three hundred went on through the fringe of trees and palms at the base of the bluff and so up the face of that impregnable slope, still shouting with laughter, sliding in the mud, pausing to lean on one another, and laugh again until a voice yelled above them: "Que viva?"
James Easter roared back: "The army of the revolution! Hurtado! [...] and the pig! !Viva! !Viva!"
"A pig! A pig!" cried the army of the revolution, still laughing. "!Viva! !Viva! The pig and Hurtado!" (226-227)

Soweit zum Inhalt der ersten Hälfte dieser vor Witz und Vitalität sprühenden Geschichte. Sie steckt noch voller Überraschungen, aber davon möchte ich nichts verraten.

Nach dieser ausgelassenen, übermütigen Komödie zum Schluß nochmal eine heitere, aber ruhigere Geschichte, mit der sich Faust vom Genre des Western nach 25 Jahren für immer verabschiedet. In The Taming of Red Thunder (1942), angesiedelt im zeitgenössischen Kalifornien, kommt Faust dem echten Ranchleben näher als in den meisten seiner Western. [8] Sogar ein Ritt auf einem Stier kommt darin vor, der allerdings mit dem von Eugene Manlove Rhodes in Pasó Por Aquí (1926) nicht vergleichbar ist.

Wie bereits der Name verrät, geht es um die Zähmung von "Red Thunder", einem entlaufenen Zuchtstier, der Cecilia Harter ein kleines Vermögen gekostet hat, und der allen Versuchen, ihn wiedereinzufangen, sich heftig widersetzt. Vor allem aber geht es um den Versuch Harters, seine eigenwillige Tochter Cecilia zu zähmen, d.h. sie wieder zur Vernunft zu bringen. Harter, aufgewachsen auf einer Farm im Mittelwesten, hat sich zu einem erfolgreichen Rechtsanwalt in New York hochgearbeitet. Die 20jährige Cecilia, die drei moderne Sprachen beherrscht und Freunde in ganz Europa hat, zieht es jedoch zurück in den Westen. In Kalifornien kauft sie Land für eine Ranch. Vier Jahre später entschließt sie sich, Joe Langley, den 37jährigen Vormann, zu heiraten. Harter ist entsetzt über die Vorstellung, daß seine Tochter einen 13 Jahre älteren Rindermann heiraten will.

Faust muß es zwei Jahre vorher ähnlich ergangen sein, als seine älteste Tochter Jane, damals 21, ihre Verlobung mit dem 33jährigen Vertreter einer Tabakfirma verkündet. Sie erzählt darüber in ihren Memoiren (Jane Faust Easton, Memories of the ´20s and ´30s, S. 149):

When I arrived at 317 Burlingame Avenue [Faust´s address in Hollywood] and announced I was engaged to Jack Reid (whom Daddy had met and didn´t think very highly of) my poor parents, who had watched me come close to several marriages, were rather dumbfounded -- the more so when I added that I would probably marry Jack when I returned East after my visit with them. They began a subtle campaign to prevent a union they did not believe in.

In Fausts Geschichte unternimmt Harter ebenfalls etwas dagegen, um seine Tochter von dieser Heirat abzubringen.

He wanted a young man of breeding and education to throw into the breach, but the only one he knew with these qualities was the son of his dead partner, and the lad was not promising[...]. Frank was a long, lean casual fellow who never had learned how to make an effort. Tutors had helped him through school, and he knew European beaches from Biarritz to the Riviera. (238-239)

Es bedarf erst einiger Überredungskunst und eines Tricks, ehe Frank Quigley bereit ist, zu Harters Tochter Cecilia in das ferne Kalifornien zu reisen.

Spätestens jetzt läßt sich schon ahnen, worauf das Ganze hinausläuft: auf den Gegensatz von Ost und West, von Stadt und Land, von zivilisiert und halb wild, von verweichlicht und hart. Es scheint die altbekannte Geschichte zu sein, aus der der Western oft seinen Humor schöpft, die Geschichte von der Überlegenheit des erfahrenen westerner gegenüber dem Neuling, der city mouse, wie ihn Cecilia verächtlich nennt. Mit dieser Erwartung des Lesers spielt Faust, aber er erfüllt sie nicht.

Dasselbe Thema, nur auf einer anderen Ebene, stellt auch der Zweikampf der beiden Stiere dar. Auf der einen Seite Red Thunder, der wilde Zuchtbulle, ("[...] a patch of sunshine among the trees -- a somewhat redder patch than usual -- turned suddenly into a charching future [...] driven by high-octave hatred of all things human." 245) auf der anderen Seite der riesige, zahme Alec. ("Alec, four years ago, had been a knock-kneed orphan that Cecilia had raised by hand until he followed her like a dog and came to her call from as far as her voice could carry." (242)

Sicher ist es kein Zufall, daß Faust gerade in seinem allerletzten Western die in diesem Genre oft propagierte Überlegenheit des westerner in Frage stellt. Mit dieser Geschichte, fern von den Stereotypen der pulps, beendet Faust seine 25jährige Karriere als Westernautor. "He had explored every possible variation in the field by then, and, although he did involve himself in scripting a few Westerns for Hollywood, his main interests lay elsewhere." (Nolan aus dem Vorwort zu dieser Geschichte. S. 237)

Sollte meine Besprechung von Tales of the Wild West einen zu positiven, zu enthusiastischen Eindruck hinterlassen haben, so darf man daraus nicht den falschen Schluß ziehen, daß ich als Faust-Fan alles, was er geschrieben hat, für hervorragend halte. Wenn auch in fast jedem seiner Western brilliante Passagen (vor allem in den Dialogen) zu finden sind und seine poetische Sprache das übliche Niveau der pulps weit überragt, so muß ich zugeben, daß vom Inhalt her gesehen viele seiner Western kaum mehr als durchschnittlich sind. Daß diese hier fehlen, ist der sorgfältigen Auswahl Nolans zu verdanken.

Andere Sammlungen von Faust-Western erfüllen diesen hohen Standard nicht. 1996 erschien bei der University of Nebraska Press eine dreibändige in Leinen gebundene Ausgabe mit je vier Geschichten. Sie sind aber von unterschiedlicher Qualität. Vier der Geschichten sind bereits in den von Nolan herausgegebenen drei Bänden Max Brand´s Best Western Stories enthalten. Doch jetzt wurden sie in ihrer Urfassung wiederveröffentlicht. Nolan hatte bei seinen drei Bänden mit vollem Einverständnis von Robert Easton (Fausts Schwiegersohn und Biograph, selbst Schriftsteller) einige Geschichten bearbeitet, d. h. manche Längen gestrafft und andererseits zum besseren Verständnis einzelne Wörter oder gar Sätze eingefügt, womit er sich nachträglich schwere Vorwürfe von Jon Tuska einhandelte, der sich mit seiner "Golden West Literary Agency" seit 1993 um die Rechte und Vermarktung von Fausts Western kümmert. [9] Inzwischen, so auch in Tales of the Wild West, ist man dazu übergegangen, die Texte in ihrer Urform zu veröffentlichen, so wie sie Faust eigenhändig auf seiner Schreibmaschine getippt hatte.

Diese Sammlung ungewöhnlicher Westernstorys gibt Einblick in das Schaffen eines der vielseitigsten und produktivsten Autoren. Er schrieb fast in jedem Genre, und sein Gesamtwerk beläuft sich auf circa 30 Millionen Wörter, was in etwa 530 Büchern entspricht. Durch die sorgfältige Auswahl der Geschichten dieser Anthologie erleben wir Faust in Hochform. Ein Leckerbissen für alle Westernfreunde!


Anmerkungen

[1] [Text] pulp magazines erschienen wöchentlich, 14-tägig oder monatlich, waren von minderer Papierqualität (pulp ist der Brei, aus dem das Papier entsteht) in Größe und Preis mit den hiesigen Groschenheften vergleichbar, vom Umfang dicker. Sie enthielten aber keinen abgeschlossenen Roman, sondern Kurzgeschichten, novelettes und Teile von verschiedenen Romanen, die in drei bis acht Fortsetzungen erschienen, und so den Leser immer wieder zum Kauf des neuen Heftes verführten.

[2] [Text] Max Brand, Tales of the Wild West, With a Foreword and Headnotes by William F. Nolan (Hampton Falls, Sagebrush Large Print Western, 1997). Die Taschenbuchausgabe von Tales of the Wild West bei Dorchester / Leisure Books, New York [ISBN:08439-4769-1] ist im Buchhandel erhältlich.

[3] [Text] Vgl. William A. Bloodworth, Max Brand, Twayne Publishers, New York, 1993 (eine ausgezeichnete, sämtliche Bereiche umfassende Studie von Fausts Werk) über The Golden Knight S. 137: "Like most if not all of Faust´s fiction, it involves an implicit contractual relationship with readers, self-consciously promissing good entertainment in return for the readers´ suspension of disbelief.

[4] [Text] Sechs Wochen vorher erschien von Max Brand ebenfalls in All-Story Weekly die Geschichte The Ghost, eine Variation von The Laughter of Slim Malone mit fast derselben Handlung, aber einem anderen Ende. Auch hier spielt ein Sänger eine Hauptrolle. (Unter dem Titel The Ghost Rides Tonight! in Max Brand, The Sacking of El Dorado, einer Anthologie seiner frühen Western. New York, Leisure Books, 1995)

[5] [Text] Dieses Thema hat Faust noch öfter verarbeitet. Auch in The Sun Stood Still (1934, aus The Collected Stories of Max Brand herausgegeben von Robert und Jane Easton, University of Nebraska Press, Lincoln und London, 1994, eine hervorragende Sammlung, in der noch vier weitere Western Stories enthalten sind) heißt der unermüdliche Fütterer der Heupresse Jumbo, was vielleicht kein Zufall ist. Vielleicht gab es ihn wirklich. Auch im Western Trouble Kid (1931), erschienen im Jahr 2000 als The Oath of Office bei Dorchester / Leisure Books, spielt die Heupresse eine wichtige Rolle. In diesem erfrischend humorvollen Roman, in der Ich-Form erzählt, geht es um die Zuneigung eines Jungen (der typisch für Faust ist: frech, unverwüstlich, mit einem Herz aus Gold) zu seinem Freund, einem kranken Banditen.

[6] [Text] Auch in Riders of the Plains (1926) spielt ein Schwarzer eine wichtige Rolle. Fausts Sympathie für Schwarze findet auch in seinem Privatleben ihren Ausdruck, nachdem er 1938 von Florenz nach Hollywood gezogen war. Easton schreibt in seiner Biographie Max Brand - The Big "Westerner" auf S. 221: "He developed a special feeling for Texas Negroes and retained several as butlers, chauffeurs, and cooks, often departing from a rigorous work schedule, to talk and drink with them most of the night, to Doroththy´s [his wife´s] mortification and despair."

[7] [Text] aus: William F. Nolan, Max Brand: Western Giant (Bowling Green State University Popular Press, Bowling Green, Ohio, 1985). Dieser Artikel wie auch einige andere aus demselben Buch wurde wiederveröffentlicht in Jon Tuska and Vicki Piekarski (Herausgeber), The Max Brand Companion, Greenwood Press, Westport, Connecticut and London, 1996, ein äußerst umfangreiches Werk mit biographischen, bibliographischen und literaturkritischen Beiträgen, sowie einigen von Fausts Geschichten und Gedichten.

[8] [Text] Eine weitere Ausnahme ist Fausts letzter Westernroman Dust across the Ranch (1937), der ebenfalls im modernen Westen spielt.

[9] [Text] In der Max Brand Western Anthologie The Sacking of El Dorado (Leisure Books, New York, 1997; bereits 1995 als hardback erschienen) ist zu lesen: "The three Max Brand story collections gathered by William F. Nolan were in most cases so completely rewritten as not to be recognizable if compared with the original stories." Daraufhin fühlte sich Nolan genötigt, sich im Max Brand Magazin Singing Guns, No 9, Fall 1996, (Hrsg: David L. Fox, 922 Tilley Creek Road, Cullowhee, NC 28723) zu verteidigen. "I did only what Faust himself would have done had he been alive to polish and tighten his pulp fiction (exactly as he actually did with several earlier stories in his own edited collection, Wine on the Desert in 1940)". (S.64) Die Bearbeitung von Texten durch Herausgeber wird wohl immer ihre Befürworter und Gegner finden.

Verwendete Literatur

über Frederick Schiller Faust:

  • Jon Tuska and Vicki Piekarski (Herausgeber), The Max Brand Companion. Westport and London, Greenwood Press, 1996
  • William A. Bloodworth, Max Brand. New York, Twayne Publishers, 1993
  • William F. Nolan, Max Brand : Western Giant. Bowling Green, Bowling Green State University Popular Press, 1985
  • Jane Faust Easton, Memories of the ´20s and ´30s. Santa Barbara, 1979 Robert Easton, Max Brand : The Big "Westerner". Norman, University of Oklahoma Press, 1970
  • Singing Guns A Journal of Comment and Analysis Dedicated to Frederick Faust (Herausgeber: David L. Fox, 3043 Tilley Creek Road, Cullowhee, NC 28723) von Frederick Schiller Faust



Anthologien:

  • Max Brand´s Best Western Stories, herausgegeben von William F. Nolan Vol. I New York, Dodd, Mead 1981; Vol. II New York, Dodd, Mead 1985; Vol. III New York, Dodd, Mead 1987 Max Brand, The Sacking of El Dorado. New York, Leisure Books, 1997
  • Max Brand, The Black Rider and Other Stories, herausgegeben von Jon Tuska. Lincoln and London, University of Nebraska Press, 1996
  • Max Brand, The Bells of San Carlos and Other Stories, herausgegeben von Jon Tuska. Lincoln and London, University of Nebraska Press, 1996 [Im Buchhandel in anderer Ausgabe lieferbar]
  • Max Brand, The Ghost Wagon and Other Great Western Adventures, herausgegeben von Jon Tuska. Lincoln and London, University of Nebraska Press, 1996
  • The Collected Stories of Max Brand, herausgegeben von Robert und Jane Easton, Lincoln und London, University of Nebraska Press, 1994


Westernromane von Max Brand (Erstveröffentlichung als Buch(in Auswahl))

  • Dust across the Ranch, London, Hale, 1994 [Im Buchhandel in anderer Ausgabe lieferbar]
  • Happy Jack, New York, Dodd, Mead, 1936
  • Riders of the Plains, New York, Dodd, Mead, 1940
  • Rippon Rides Double, New York, Dodd, Mead, 1968
  • The Seventh Man, New York, Putnam, 1921
  • Silvertip, New York, Dodd, Mead, 1941
  • Evans, The Song of the Whip, Harper, 1936
  • Speedy, New York, Dodd, Mead, 1955 [Im Buchhandel in anderer Ausgabe lieferbar]
  • Tragedy Trail, New York, Dodd, Mead, 1951
  • Trouble Kid, New York, Dodd, Mead, 1970 (bei Leisure Books unter dem Titel The Oath of Office (2000)
  • The Untamed, New York, Putnam, 1919